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2017
 

 

Was seitdem geschah

Sonntag, 2017-12-31 | 19:52:48 CET

Noch kurz vor Jahresschluss sollen schnell ein, zwei lose Enden verknüpft, Lücken geschlossen und Rätsel gelöst werden: so zum Beispiel das meines beruflichen Wechsels. Ende November war es dann endlich soweit, die Probezeit war um, und mein neuer Arbeitgeber Julius Bär hat sich unvorsichtigerweise entschieden, mich zu behalten. Damit ist eines meiner grossen Ziele der letzten Jahre erreicht – aus meiner mühsam erkämpften FRM-Zertifizierung etwas zu machen und den Weg aus der IT in's Risk Management einzuschlagen. Was nicht so besonders einfach war. Operation geglückt! Bisher jedenfalls.

Keine Operation nötig war zum Glück nach einem blöden Sturz auf frischem Schnee neulich, auf dem Weg zu eben jener Arbeit …

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 … aber seitdem trage ich ausgerechnet an der rechten Hand einen Gips, und das voraussichtlich noch bis fast Ende Januar. Nerv! Duschen mit Armkondom, krakelige Handschrift, PC-Maus führen mit links, das nur drei Stichworte zu meinem neuen, temporär eingeschränkten Leben.

Was war sonst noch, seit November? Ein Besuch am Christkindlesmarkt in Nürnberg, eine intensive Zahnarztsitzung und viel anderer Krimskrams.

Rückblickend auf's ganze 2017 war's weltpolitisch ein katastrophales, privat aber ein sehr gutes Jahr. Endlich mal etwas mehr Sport getrieben, ein paar schöne Urlaube machen können (Lissabon! Südschweden!), tolle Konzerte gesehen (Postmodern Jukebox!), viel spannende neue Arbeit gefunden, und langweilig – das war's praktisch nie. Möge sich das 2018 so fortsetzen, minus einen Gips am rechten Arm, und wenn es nach mir geht, minus Trump als US-Präsident. Irgendwie muss man den Clown doch aus dem Oval Office kicken können.

Wie auch immer, ich wünsche allen einen guten Rutsch!

November 2017
 

Kaffeetrinken wie … Japaner

Sonntag, 2017-11-12 | 22:56:11 CET

Wer sich durch die Überschrift an einen ähnlich betitelten, mittlerweile legendären Selbstversuch von mir [1] erinnert fühlt, liegt nicht ganz falsch. Nur brauchte dieser hier deutlich weniger Mut! Diesmal geht es um Kaffee, die je nach Zählung zweit- oder drittwichtigste Sache der Welt (Fussball fällt bei mir nicht mal in die Top 100), und darum, wie die Japaner sich mit nichts anderem als einem Wasserkocher und einer Tasse bewaffnet feinen Filterkaffee brauen.

1. So sieht's aus

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In den knapp handtellergrossen Beuteln findet sich dann ein mit Kaffeemehl gefülltes Filterpapier zum Aufreissen mit einer ausgesprochenen clever zusammengelegten Kartonhalterung, dazu unten mehr. Aber erst einmal die Anleitung studieren …

2. Die Anleitung

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Zum Glück mehr als klar. Also, die Bilder.

3. Nach einem kleinen Origami-Praktikum

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Erst einmal reisst man einen feinsäuberlich perforierten Streifen von der Filtertüte ab, um sie zu öffnen. Und dann darf man mit etwas Fingerspitzengefühl und Intuition aus den ausgesprochen kunstvoll vorgestanzten Kartonseitenteilen die Halterung basteln, die dann überraschend robust und problemlos kompatibel zu meiner Tasse war …

4. Brühen

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Der Rest funktioniert, hat man die Filtertüte erst einmal auf der Tasse fixiert, ganz wie gewohnt – man giesst behutsam und möglichst zielgenau das nicht mehr ganz kochende Wasser in die Filtertüten und brüht das schwarze Gold.

5. Und jetzt: Genuss!

Wie hat's geschmeckt? Sehr ordentlich. Trotz vorsichtiger Wasserdosierung war der resultierende Kaffee für meinen persönlichen Geschmack etwas zu dünn (aber wer weiss, vielleicht trinken ihn die Japaner halt einfach so – oder nehmen Fingerhüte statt Tassen). Die Bechertassen hatte ich selbstredend nur etwa halb gefüllt. Abgesehen davon war das Resultat aber durchaus überzeugend: entstanden war ein feinaromtischer Kaffee mit nussigen und blumigen Noten. Besser als Nescafe? Aber hallo!

(Mein Dank geht an CK für das Mitbringsel.)

[1] => /cgi-bin/blog.cgi/action=view/id=0347dd

Oktober 2017
 

Piep

Dienstag, 2017-10-31 | 21:44:30 CET

 … so klingt das Lebenszeichen. Ich hasse es, wenn im Archiv ein Monat gänzlich leer bleibt!

Ansonsten: jaja, busy busy, danke der Nachfrage. Neuer Job gut, doch doch … sehr interessant. Ein bisschen anstrengender als der vorher, halt. Wetter ist auch OK … schnell kalt geworden jetzt, was? Tsss. Bin ich froh, schon vor Wochen die Winterräder montiert zu haben (da war's noch warm!). Und gegen Grippe geimpft bin ich auch schon. Jetzt freu ich mich auf die Glühweinzeit … und bei Dir so? Alles senkrecht?

September 2017
 

Schweden, Kurzfassung

Montag, 2017-09-11 | 22:50:10 CET

Zwei Schiffsrundfahrten (einmal langweilig um das ansonsten wunderschöne Stockholm, einmal kurzweilig in Göteborg), drei mal »Köttbullar« wie es gehört (einmal selbst zubereitet!), drei Turmbesteigungen (Stockholmer Rathaus [1], Kärnan in Helsingborg [2], der Långe Jan (!) auf Öland [3]), ein Elchpark (wunderbar, bei Målilla [4]), einmal Beklemmung in einer alten, tiefen Grube (Kleva Gruva [5]), zwei Vergnügungsparks (Gröna Lund in Stockholm [6] und Liseberg in Göteborg [7]), dazu permanent Kaffee, darunter auch sehr guter (Drop Coffee [8]) in teils sehr stylishen Cafés (Favorit: Löfbergs an der Kungsgatan in Stockholm [9]), am Schluss ein wunderbares Ferienhäuschen am Ende der Welt, Verbrennungstoilette (!) inklusive, das beschreibt so ungefähr 50% unserer Südschweden-Rundreise. Geil. Schade, dass der Spass schon vorbei ist.

[1] => http://www.stockholm.se/OmStockholm/Stadshuset/
[2] => https://helsingborg.se/uppleva-och-gora/kultur-och-museer/karnan...
[3] => http://www.fyr.org/wiki/index.php/%C3%96lands_S%C3%B6dra_Udde
[4] => http://www.malillaalgpark.se/
[5] => http://lovis.klevagruva.com/activities/walking-through-the-mine/
[6] => https://www.gronalund.com/
[7] => https://www.liseberg.se/
[8] => https://www.dropcoffee.com/pages/the-cafe
[9] => https://www.lofbergs.se/lofbergs-rosteri-och-kaffebar/stockholm/

August 2017
 

Lob des Fachgeschäfts

Montag, 2017-08-21 | 0:29:19 CET

Am Freitag hat mich eine wunderbare kleine Stadtwanderung zu versteckten Oasen, speziellen Läden und denkwürdigen Orten in Zürich geführt, mit denen ich häufig auch besondere Erinnerungen aus den letzten Jahren verbinde.

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Wer als Tourist in die Stadt kommt, bekommt vermutlich oft einen falschen, oder sagen wir: recht unvollständigen Eindruck von Zürich. Eine Altstadt wie ein hochglanzpoliertes Puppenhaus, geleckte Strassen, die einem das Gefühl vermitteln, jederzeit vom Boden essen zu können, allzu oft arrogantes oder demonstrativ gelangweiltes Personal in den horrend teuren Läden, ein fast schon obszöner Wohlstand allenthalben. Aber auch wenn etwas Wahres dran ist, so ist das doch nur eine Facette einer wunderbar bunten Stadt, die noch deutlich mehr zu bieten hat, und auch weit weniger spiessig oder arrogant ist, als ihr Ruf nahelegt. Man muss nur durch die richtigen Viertel spazieren …

Was ganz generell selten geworden ist, nicht nur in Zürich, ist das Fachgeschäft, und dem will ich heute ein Kränzlein winden.

Erste Station: eines der grössten Phänomene überhaupt. Pusterla heisst der Laden, und ist ein Elektronikgeschäft, wie es wohl nicht mehr viele geben dürfte.

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Man bahnt sich mühsam einen Weg durch enge Gänge zwischen hoch gestapelten Kartonboxen mit Kleinteilen, Kabelrollen, vollgehängten Regalen und merkwürdigen Apparaten. Bis unter die Decke vollgestopft ist das Bastlerparadies, und man hat das starke Gefühl, dass es hier wohl kein vorstellbares Teil nicht zu kaufen geben könnte. Wahnsinn! Und die Zeit ist vollkommen stehengeblieben. Im Sonderangebot: ein Programmierbuch für den Schneider Joyce (!) von 1986 … und die Schachtel mit den Fluoreszenzdisplays, von denen ich vor ca. fünf Jahren spontan eines gekauft hatte, steht noch immer am selben Ort. Ich kenne Pusterla seit siebzehn Jahren, und nichts hat sich verändert; ich hoffe sehr, das bleibt auch die nächsten Jahrzehnte so. – Hohlstrasse 52

Zweite Station: der New Asia Market ist eigentlich »nur« ein gewöhnlicher asiatischer Supermarkt, aber was für einer! Eine Riesenauswahl, extrem engagiertes Personal, die Grossmutter (?) an der Kasse, und der Geruch raubt einem den Atem. Köstlich: die kleinen Reiskuchen mit Erdnussfüllung. – Feldstrasse 24

Dritte Station: UpBeat, ein Synthesizer- und Musikelektronikparadies. Es ähnelt ein wenig Pusterla – insofern, als es auf kleiner Fläche eine unglaubliche Dichte an Geräten und anderen Waren zu bestaunen gibt und nie der geringste Zweifel daran aufkommt, dass man hier extrem kompetent beraten wird. Nur das Angebot ist deutlich aktueller. Wer hier einmal zu Besuch war, bestellt nie wieder etwas anonym im Internet. Hoffentlich gibt es solche Geschäfte noch sehr, sehr lange. – Bertastr. 8

Vierte Station: Shere Punjab passt als indischer Imbiss nicht ganz in die Reihe, aber das Essen dort (sorgfältig frisch zubereitet von einem älteren Herrn mit langem Bart und grossem Turban) ist so unverschämt fein, das kann man als »Fachgeschäft« durchgehen lassen! – Sihlfeldstrasse 45

Fünfte Station: die Laserzone gehört wohl leider zu einer bald aussterbenden Gattung, der des DVD-Geschäfts. Derzeit läuft ein grosser Ausverkauf, man zieht um in Büroräume ohne Schaufenster … und beschränkt sich vielleicht bald auf den Online-Handel (der sicher dank Netflix und Co auch schon ordentlich unter Druck ist). Schade! Wo sonst findet man eine solche Crew an Überzeugungstätern am Werk, und eine derart schräge Auswahl von Filmen aus aller Herren Länder. Darunter so ausgesuchte Streifen wie »Samurai Zombie« oder »Ebola Syndrom« … – Bäckerstr. 25 (noch)

Sechste Station: Analph ist auch so eine coole Adresse. So stellt man sich einen Comic-Laden vor! Und der Bursche an der Kasse wirkt, als ob er das Erscheinungsjahr jedes einzelnen Hefts und auch sonst das gesamte Sortiment des nicht ganz kleinen Ladens im Kopf hätte. Leider bin ich auf dem Gebiet nicht im Entferntesten kompetent genug, um eine Frage zu stellen, die es wert wäre gestellt zu werden (und den Meister auf die Probe stellt). Die »Sandkorntheorie« hatten sie jedenfalls vorrätig (toller Band!). – Strassburgstrasse 10

Ich könnte noch zwei, drei weitere gute Adressen aufzählen, die ich an dem Tag besucht habe, aber belassen wir's mal dabei. Meine Empfehlung jedenfalls lautet: einfach mal wieder in einen richtigen Laden gehen. Ich schätze den Komfort des Online-Bestellens wie jeder andere, und mache von der Möglichkeit auch viel Gebrauch. Aber manchmal … da muss es ein richtiges Fachgeschäft sein, in dem man Dinge in die Hand nehmen, die Atmosphäre einsaugen und den Cracks vor Ort ein paar Fragen an den Kopf werfen kann (und dann eine verdammt gute Antwort bekommt). Ich bin jedenfalls froh, dass es obige Perlen noch gibt, und hoffe sehr, das bleibt so.

 

Meteor Musik

Donnerstag, 2017-08-10 | 22:49:20 CET

Nur ein kleines Häppchen für zwischendurch: ein Musik-Tipp!

Man muss sich schon weit zurückerinnern an eine Zeit, als die Zukunft noch einen so verheissungsvollen Klang hatte, Homecomputer das heisseste neue Ding waren und wir alle glaubten, im Jahr 2000 ausschliesslich in fliegenden Autos unterwegs zu sein. So in etwa hört sich »Meteor Musik« an, in deren Album »Asteriu« ich mich ein bisschen verliebt habe. Ehrlichweise muss man sagen, dass es auch damals Zukunftsängste gab, vor einem Atomkrieg zum Beispiel. Aber so weit sind wir ja heute auch wieder.

Problemlos zu finden bei Soundcloud [1] oder YouTube. Anspieltipps: »U-F-FOE« und »Vostok«. Herrlich.

[1] => https://soundcloud.com/meteor-musik

Juli 2017
 

Kaffeemühlen mahlen langsam …

Sonntag, 2017-07-16 | 23:19:50 CET

Es sind zwei volle Monate vergangen seit meinem letzten Artikel, in meinem Blog – die Zeit rast. Und das (subjektiv) vor allem dann, wenn die Tage und Wochen so vollgepackt sind mit kleinen wie grossen Ereignissen, wie das bei mir der Fall war. Turbulente Zeiten! Und so kommt es, dass schon fast wieder mein Geburtstag vor der Tür steht. Es ist atemberaubend.

Kleines Ereignis mit grosser Wirkung, Nummer 138: meine elektrische Kaffemühle hat leider den Geist aufgegeben, wie es scheint. Gut, es war ein eher einfaches Einsteigermodell, ist nun vier Jahre im täglichen Einsatz gestanden, und das Gerät hat damit vermutlich sein Soll erfüllt. Trotzdem blöd, ist doch die Auswahl einer neuen Mühle kein triviales Unterfangen (vom Geld, das eine ordentliche Mühle kostet, reden wir noch gar nicht). Ausserdem werden Kaffemühlen nicht an jedem Eck verkauft und müssen auch in Fachgeschäften in der Regel erst bestellt werden. Ich habe mich mittlerweile aber nicht nur an frisch gemahlenen Kaffee gewöhnt, sondern auch die Bude voll mit Bohnen. Also musste eine schnelle Zwischenlösung her, denn ein Leben ohne Kaffee, das kommt bei mir nicht in Frage.

Im Fachgeschäft meines Vertrauens bin ich dann über diesen goldigen Kerl gestolpert. Von einer renommierten japanischen Firma, mit einem angeblich sehr guten Keramik-Mahlwerk, halbwegs zahlbar, und scheinbar: die ideale Zwischenlösung. Dachte ich.

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Was im Prinzip auch beinahe stimmt. Ich habe nur vollkommen unterschätzt, wie langsam das geht, das Mahlen. Sagen wir mal, ich brauche 27 Gramm für 450 ml Kaffee – das geht gut und gern geschlagene zehn bis fünfzehn Minuten, gefühlte mindestens 300 Kurbelumdrehungen, und nach den ersten fünzig fällt einem schon mal der Arm ab. Ich muss mir meinen Morgenkaffee derzeit hart erarbeiten! Manuelle Qualitätsmühlen wie diese mahlen also gründlich – aber laaaangsam. Und ich weiss jetzt, was eine elektrische Mühle wert ist.

Vom etwas grösseren Ereignis mit ziemlich grosser Wirkung Nummer 139, einem baldigen Job-Wechsel, erzähle ich meinen geneigten Lesern dann ein anderes Mal.

Mai 2017
 

DigiRule rules! [GEEK POST]

Mittwoch, 2017-05-24 | 22:27:36 CET

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Heute: ein Lineal mit Zusatzfunktionen. Diversen Gates (schaltbar), FlipFlop und 4bit-Zähler. Wow. Extrem cool. Alle neidisch, gell?

April 2017
 

Extreme Indoor Camping

Sonntag, 2017-04-16 | 23:28:02 CET

Auch schön: im Frühjahr einfach mal im Zelt übernachten.

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Mit einem kleinen Kunstgriff kann dabei das Regenrisiko leicht auf null reduziert werden.

 

Postmodern Jukebox

Sonntag, 2017-04-09 | 22:28:58 CET

Alle Welt scheint die in wechselnden Besetzungen spielende Truppe mit den speziellen Cover-Versionen zu kennen [1] – mir waren »Postmodern Jukebox« bis vor kurzem neu. Die eher spontan getroffene Entscheidung, deren Europatournee zu besuchen und Tickets für die Kongresshalle in Zürich, gestern, zu besorgen, erwies sich als goldrichtig. Die (ebenfalls tollen) Videos auf YouTube [2] hatten nur im Ansatz erahnen lassen, wie genial der Abend wirklich werden würde!

Fantastische Sängerinnen und Sänger, gute Laune von der ersten Minute an, Spasseinlagen auf der Bühne, jede Menge Stil- und Tempowechsel, virtuoser Steptanz zum Staunen, ein absolutes Feuerwerk. Was für eine Show. Sogar eine kurze Beatbox-Einlage war dabei! Unfassbar viel Talent, das da auf einer gar nicht so grossen Bühne konzentriert war.

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Lustige und schräge Stücke gibt es bei PMJ viele, aber wahlweise auch Gänsehaut: Anspieltipp die sensationelle Version von Radioheads »Creep« [3].

Wer irgendwann mal die Chance hat, »Postmodern Jukebox« zu sehen, sollte sich das jedenfalls nicht entgehen lassen. Wir sind zwei Stunden lang ganz hervorragend unterhalten worden. Es gibt sie noch, die Vollblutmusiker, die ihr Handwerk wirklich verstehen!

[1] => http://postmodernjukebox.com/
[2] => https://www.youtube.com/user/ScottBradleeLovesYa
[3] => https://www.youtube.com/watch?v=m3lF2qEA2cw

 

Lissabon

Montag, 2017-04-03 | 22:44:13 CET

Wohlbehalten zurückgekehrt aus Lissabon kann ich nur sagen: was für eine herrliche Stadt! Sie wird nicht zu Unrecht manchmal als »Stadt des Lichts« bezeichnet (auch wenn mir Freund Google zu diesem Begriff Lüdenscheid vor Lissabon findet; manche Dinge kann man nicht erfinden!). Das Licht war tatsächlich besonders, was sicher auch mit den häufig zu sehenden, bildschön gekachelten Hauswänden zu tun hat, die die Sonne sanft reflektieren – und die Stadt ist ganz allgemein überaus fotogen, sei es in blitzeblank renovierten oder elegant gammeligen Ecken. Dazu ist Lissabon gesegnet mit einer trotz aller Härten des EU-Lebens fröhlich gebliebenen, sympathisch entspannten Bevölkerung.

Denkwürdig die Fahrt mit einem der kleinen, uralten Trams, die immer einen Weg durch das noch so grosse Verkehrschaos finden. Zur Not steigt der Chauffeur einfach aus, um einen Fahrer eines Autos, das die Strasse unnötig blockiert, persönlich zurechtzuweisen. Nach erfolgtem Zusammenschiss steigt er wieder ein, und weiter geht's.

Andere Impressionen, die hier wie aneinandergereihte Klischees wirken müssen: der Stolz auf die eigene Geschichte, der besondere Bezug zur See, die Verehrung der Nationaldichter und überhaupt die Begeisterung für das Lesen und das Buch (die herrlichen Buchläden, Antiquariate und Bibliotheken!) sind überall spürbar.

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Ein, zwei Probleme sollen allerdings auch nicht verschwiegen werden. Erstens: Die Stadt war enorm gut besucht, den zahlreichen Touristen kaum auszuweichen. Wer vermutet, dass das nicht nur der offensichtlichen Schönheit dieses Orts geschuldet ist, sondern eventuell auch mit gefühlten oder tatsächlichen Terrorgefahren in anderen Ländern (oder deren Verwandlung in Diktaturen) zu tun haben könnte, liegt vermutlich nicht ganz falsch. Als Folge des Booms ist die halbe Altstadt eine Baustelle, weil man eilig alte Wohnhäuser renoviert, um Wohnungen als mietbare Apartments Reisenden anzubieten. Wie nachhaltig das ist, wenn so die lokale Bevölkerung aus ganzen Stadtvierteln verdrängt wird, das darf man sich fragen.

Zweitens: mindestens im Zentrum war die kulinarische Vielfalt sehr überschaubar. So ziemlich jedes Restaurant bietet mehr oder weniger authentische, bessere oder schlechtere traditionelle portugiesische Küche. Wer Lust hat, jeden Abend Oliven, Stockfisch oder Schweinebacken zu essen, dem mag das recht sein; wer wie ich nicht gerne Fisch hat, ist früher oder später frustriert, und selbst Fischliebhaber werden miesepetrig, wenn sie auch im zwanzigsten Restaurant die gefühlt identische Speisekarte lesen. Einen Inder haben wir gefunden, aber der hatte auch Makkaroni und Pizza mit auf der Karte. Kein Interesse! Dann lieber einen glutenfreien Cheeseburger bei einer bekannten Fastfood-Kette, die sich leider ausserstande sieht, dasselbe Produkt auch in ihren Schweizer Filialen anzubieten.

März 2017
 

Passend zur Jahreszeit: glutenfreier Biergenuss

Sonntag, 2017-03-26 | 11:11:21 CET

Wie schon vor zwei Jahren [1] soll auch heute ein grosser Biertest den Frühlingsbeginn begleiten (zugegeben, astronomisch haben wir schon seit ein paar Tagen Frühling – sei's drum). Die Auswahl glutenfreier Biere, die mittlerweile manchmal auch schon in normalen Supermärkten zu bekommen sind, hat drastisch zugenommen. Mögen auch die meisten nicht besonders lecker sein (ich will zwar nicht vorgreifen …), ist das grundsätzlich zu begrüssen. Jetzt müssten dann einfach noch die Bars und Restaurants nachziehen und die Produkte auch ausschenken. Heute ist man immer noch dazu verdammt, zuhause im stillen Kämmerlein zu sau … äh, Bier zu geniessen.

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Appenzeller Birra da Ris (CH)
mit Gerstenmalz und Reis
5 Vol%

Recht hell, mit feiner Nase und frischem Duft, aber nicht sehr haltbarem Schaum. Geschmacklich blass, aber ohne nennenswerte unangenehme Noten, und das ist schon ein Kompliment (siehe folgende Testergebnisse weiterer Kandidaten). Damit nicht geeignet für den Liebhaber kerniger, würziger Biere, aber bestimmt ein toller Durstlöscher als Mineralwasser-Ersatz im Hochsommer, so er denn kommt: 6/10

Nubia Brew Amsal Premium (CH)
mit Gerstenmalz und Teff
4.9 Vol%

Aus Teff kann man Bier brauen?? Etwas kräftigeres, honigfarbenes Gelb, mit würzigem Duft. Geschmacklich nicht unappetitlich, mit etwas mehr Aroma als bei der Konkurrenz aus dem Appenzell, aber für meinen Geschmack etwas bitterem Abgang. Der Hersteller verspricht ein »überraschendes Geschmackserlebnis«; in dem Sinn nicht völlig falsch: 6/10

Ocho Reales Pilsener (MX)
4.6 Vol%

Unabhängig von brautechnischen Details stelle ich mir unter einem Pils ein hellgelbes Getränk mit einem fast cremigen, stabilen Schaum, einem Duft wie einer steifen Brise und feinherbem Geschmack vor. Dieses Gebräu aus Mexico ist bernsteinfarben, der Schaum verschwindet schneller, als man einschenken kann, und der Geschmack liegt irgendwo zwischen Turnhallen-Umkleide und meinem eigenen Brauexperiment vor Jahren. Not so good: 4/10

Green's Grand India Pale Ale (BE)
mit Hirse, Buchweizen, Braunem Reis
5 Vol%

Viel Schaum, sehr dunkel (»pale« ist da mal gar nichts), säuerlich im Auftakt, holzig in der Mitte und bitter im Nachgeschmack. Ein faszinierendes Tröpfchen … aber als Bier? Puh. Wertung: »lieb gemeinte« 4/10

Ocho Reales Imperial Ale (MX)
6.5 Vol%

Dunkel rotbraun, leicht trüb (?), flüchtiger Schaum. Der Duft vergorener Früchte. Geschmacksnoten von Erbrochenem, mit bitterem Abgang. Brrr! Die Buben haben's im Griff. Dann lieber das angebliche »Pilsener« aus demselben Hause. Genug gesagt: 2/10

Schnitzer Bräu German Hirse Premium (DE)
mit Hirsemalz und Erbsenprotein
5 Vol%

Hellgelb, mit dem interessanten Geruch von Teewurst. Man staune! Wer sich davon nicht zu sehr irritieren lässt, wird mit einem erträglichen Geschmack belohnt, der zwar ebenfalls nicht ohne merkwürdige Noten auskommt, aber weniger unangenehm ist, als man meinen könnte. Kurz, es bringt einen nicht um. Mit einem normalen Bier hat es trotzdem nicht sehr viel zun tun, aber das kommt wohl auch von den exotischen Zutaten: 5/10

Estrella Galicia Cerveza Especial (ES)
5.5 Vol%

Leider nur manchmal erhältlich (bei LIDL), denn dieser Tropfen ist eigentlich nicht zu verachten: der Aussenseiter mit dem lustigen Kronkorken zum abreissen (per Lasche), aus logistischen Gründen nicht mit auf dem Gruppenfoto. Appetitliche Nase, goldener Farbton und halbwegs anständiger Schaum, dazu ein im besten Sinne unauffälliger, etwas dünner, aber letzlich guter Geschmack. Nicht das beste Bier der Welt, aber für ein günstiges glutenfreies sehr anständig: 7/10

BrewDog Vagabond American Pale Ale (GB)
4.5 Vol%

Ein schöner, klarer Bernsteinton, im Glas – der Lust macht auf den ersten Schluck. Dass dieses Erfrischungsgetränk nach Grapefruit-Limo duftet, muss ja noch nichts bedeuten … dachte ich. Dummerweise schmeckt es auch wie Grapefruit-Limo, reduziert um das fruchtige Element, sprich: wie Mineralwasser mit einem Sammelsurium von Bitterstoffen. Urgs. Bier? Welches Bier? Aber diese Limo, die bekommt: 4/10

Daura Märzen Damm Double Malt Beer (ES)
7.2 Vol%

Neues (?) Produkt von Daura, deren Daura Damm zu Recht zu den besseren glutenfreien Bieren gezählt wird. Optisch erinnert das Märzen an das Vagabond (s.o.), geschmacklich … zum Glück nicht. Ein schöner Amberton, ein anständiger Schaum und eine feine Nase lassen Gutes ahnen, die 7.2 Vol% sorgen schnell für Stimmung. Der Geschmack: herzhaft, malzig, lecker. Hurra! Ein Bier! 7/10

Die Bio-Weisse (AT)
5.2 Vol%

In doppelter Hinsicht eine Spezialität: zum einen das einzige glutenfreie Weissbier, von dem ich bis jetzt Wind bekommen habe, zum anderen kommt es (anders als alle anderen hier getesteten Biere) nicht als Knirps-Portiönchen, sondern in einer anständigen Halbliterflasche. Leider glänzt die Weisse zwar mit einer schön goldenen Farbe (auch wenn sie nicht so ganz nach Weissbier aussieht), enttäuscht aber mit sehr fadenscheinigem Schaum und einem eher wässrigen Geschmack. Ausbaufähig … aber immerhin! 5/10

[1] => /cgi-bin/blog.cgi/action=view/id=0147df

 

Science Fiction und Typographie [GEEK POST]

Sonntag, 2017-03-05 | 15:46:36 CET

Neulich entdeckt – höchst lesenswert. Geht es, ähm, nerdiger?

=> https://typesetinthefuture.com/

Februar 2017
 

Eco

Sonntag, 2017-02-05 | 23:14:08 CET

Mit der Krise des Begriffs der Gemeinschaft entsteht ein hemmungsloser Individualismus, in dem niemand mehr Weggefährte der anderen ist, sondern nur noch Gegner, vor dem man sich hüten muss. Dieser »Subjektivismus« hat die Grundlagen der Moderne unterminiert und brüchig gemacht, so dass eine Situation entstanden ist, in der sich mangels fester Bezugspunkte alles mehr oder minder verflüssigt. Man verliert die Gewissheit des Rechts (die Justiz wird als Feindin empfunden), und die einzigen Lösungen für das Individuum ohne Bezugspunkte sind das Auffallen um jeden Preis, das Sich-Zeigen als Wert ( …) sowie der Konsumismus, das hemmungslose Konsumverhalten.

Umberto Eco über die »Die flüssige Gesellschaft« (in »Pape Satàn«, Hanser), geschrieben zu Zeiten von Facebook, aber deutlich vor Trump. Eco: ein enorm kluger Kopf. Tragisch, ist der Mann im Februar letzten Jahres gestorben. Er hätte noch einiges beizutragen gewusst.

Januar 2017
 

Jahresauftakt

Montag, 2017-01-23 | 23:38:54 CET

Das neue Jahr beginnt so, wie das vergangene Jahr geendet hat – mit einer deprimierenden Weltlage im allgemeinen und einem sicher nicht langweiligen, aber leider ebenso sicher auch nicht ganz normal tickenden US-Präsidenten, in dessen Händen man den Atomkoffer nicht gut untergebracht weiss. Wer gehofft hatte, dass sich der Mann ein wenig mässigt und alles nicht ganz so schlimm wird wie befürchtet, wenn er erst einmal im Amt angekommen ist, der sieht sich enttäuscht. Von Mässigung keine Spur, und es deutet bislang alles darauf hin, dass es ganz genau so schlimm wird, wie man befürchten musste. Tja.

Mut, andererseits, machte es, Millionen Kritiker (vor allem: Kritikerinnen) des Präsidenten und der Haltung seiner Leute auf den Strassen zahlreicher Städte kreativ und friedlich protestieren zu sehen. Starkes Zeichen! Faszinierend dabei war auch, dass es gänzlich ohne Randale funktioniert, wenn Frauen die Sache in die Hand nehmen. Dürfte gerne öfter so laufen. Wenn Männer solche Protestveranstaltungen ausrichten, endet das meistens mit brennenden Autos. Das kennen wir auch in Zürich nur zu gut.

Um aus meinem Blog nicht endgültig einen Politik-Blog zu machen, reden wir ab jetzt nicht mehr über narzisstische US-Präsidenten mit dem Finger am roten Knopf, »alternative Fakten«, Möchtegern-Diktatoren in der Türkei oder Göbbels-Klone bei der AfD.

Lieber würde ich in meinem Blog über mein Befinden schreiben (mir geht's gut, danke der Nachfrage), oder über meinen Versuch, mich an Twitter zu gewöhnen (ich finde das Medium immer noch spannend, nutze es nach wie vor aber vor allem passiv), meine Bemühungen, R zu lernen (ästhetisch eher kein Hochgenuss, aber was für ein mächtiges Werkzeug!), oder meine Exkursionen in die Sümpfe obskuren Filmschaffens (neueste Entdeckung: »Der Bunker« … schlicht genial). Zu diesen Themen dann in den nächsten Posts, es wird langsam spät.

Jetzt wünsche ich meiner geschätzten Leserschaft erst einmal verspätet ein interessantes, erfolgreiches, glückliches (trotz allem!) 2017.