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Passend zur Jahreszeit: glutenfreier Biergenuss

Sonntag, 2017-03-26 | 11:11:21 CET

Wie schon vor zwei Jahren [1] soll auch heute ein grosser Biertest den Frühlingsbeginn begleiten (zugegeben, astronomisch haben wir schon seit ein paar Tagen Frühling – sei's drum). Die Auswahl glutenfreier Biere, die mittlerweile manchmal auch schon in normalen Supermärkten zu bekommen sind, hat drastisch zugenommen. Mögen auch die meisten nicht besonders lecker sein (ich will zwar nicht vorgreifen …), ist das grundsätzlich zu begrüssen. Jetzt müssten dann einfach noch die Bars und Restaurants nachziehen und die Produkte auch ausschenken. Heute ist man immer noch dazu verdammt, zuhause im stillen Kämmerlein zu sau … äh, Bier zu geniessen.

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Appenzeller Birra da Ris (CH)
mit Gerstenmalz und Reis
5 Vol%

Recht hell, mit feiner Nase und frischem Duft, aber nicht sehr haltbarem Schaum. Geschmacklich blass, aber ohne nennenswerte unangenehme Noten, und das ist schon ein Kompliment (siehe folgende Testergebnisse weiterer Kandidaten). Damit nicht geeignet für den Liebhaber kerniger, würziger Biere, aber bestimmt ein toller Durstlöscher als Mineralwasser-Ersatz im Hochsommer, so er denn kommt: 6/10

Nubia Brew Amsal Premium (CH)
mit Gerstenmalz und Teff
4.9 Vol%

Aus Teff kann man Bier brauen?? Etwas kräftigeres, honigfarbenes Gelb, mit würzigem Duft. Geschmacklich nicht unappetitlich, mit etwas mehr Aroma als bei der Konkurrenz aus dem Appenzell, aber für meinen Geschmack etwas bitterem Abgang. Der Hersteller verspricht ein »überraschendes Geschmackserlebnis«; in dem Sinn nicht völlig falsch: 6/10

Ocho Reales Pilsener (MX)
4.6 Vol%

Unabhängig von brautechnischen Details stelle ich mir unter einem Pils ein hellgelbes Getränk mit einem fast cremigen, stabilen Schaum, einem Duft wie einer steifen Brise und feinherbem Geschmack vor. Dieses Gebräu aus Mexico ist bernsteinfarben, der Schaum verschwindet schneller, als man einschenken kann, und der Geschmack liegt irgendwo zwischen Turnhallen-Umkleide und meinem eigenen Brauexperiment vor Jahren. Not so good: 4/10

Green's Grand India Pale Ale (BE)
mit Hirse, Buchweizen, Braunem Reis
5 Vol%

Viel Schaum, sehr dunkel (»pale« ist da mal gar nichts), säuerlich im Auftakt, holzig in der Mitte und bitter im Nachgeschmack. Ein faszinierendes Tröpfchen … aber als Bier? Puh. Wertung: »lieb gemeinte« 4/10

Ocho Reales Imperial Ale (MX)
6.5 Vol%

Dunkel rotbraun, leicht trüb (?), flüchtiger Schaum. Der Duft vergorener Früchte. Geschmacksnoten von Erbrochenem, mit bitterem Abgang. Brrr! Die Buben haben's im Griff. Dann lieber das angebliche »Pilsener« aus demselben Hause. Genug gesagt: 2/10

Schnitzer Bräu German Hirse Premium (DE)
mit Hirsemalz und Erbsenprotein
5 Vol%

Hellgelb, mit dem interessanten Geruch von Teewurst. Man staune! Wer sich davon nicht zu sehr irritieren lässt, wird mit einem erträglichen Geschmack belohnt, der zwar ebenfalls nicht ohne merkwürdige Noten auskommt, aber weniger unangenehm ist, als man meinen könnte. Kurz, es bringt einen nicht um. Mit einem normalen Bier hat es trotzdem nicht sehr viel zun tun, aber das kommt wohl auch von den exotischen Zutaten: 5/10

Estrella Galicia Cerveza Especial (ES)
5.5 Vol%

Leider nur manchmal erhältlich (bei LIDL), denn dieser Tropfen ist eigentlich nicht zu verachten: der Aussenseiter mit dem lustigen Kronkorken zum abreissen (per Lasche), aus logistischen Gründen nicht mit auf dem Gruppenfoto. Appetitliche Nase, goldener Farbton und halbwegs anständiger Schaum, dazu ein im besten Sinne unauffälliger, etwas dünner, aber letzlich guter Geschmack. Nicht das beste Bier der Welt, aber für ein günstiges glutenfreies sehr anständig: 7/10

BrewDog Vagabond American Pale Ale (GB)
4.5 Vol%

Ein schöner, klarer Bernsteinton, im Glas – der Lust macht auf den ersten Schluck. Dass dieses Erfrischungsgetränk nach Grapefruit-Limo duftet, muss ja noch nichts bedeuten … dachte ich. Dummerweise schmeckt es auch wie Grapefruit-Limo, reduziert um das fruchtige Element, sprich: wie Mineralwasser mit einem Sammelsurium von Bitterstoffen. Urgs. Bier? Welches Bier? Aber diese Limo, die bekommt: 4/10

Daura Märzen Damm Double Malt Beer (ES)
7.2 Vol%

Neues (?) Produkt von Daura, deren Daura Damm zu Recht zu den besseren glutenfreien Bieren gezählt wird. Optisch erinnert das Märzen an das Vagabond (s.o.), geschmacklich … zum Glück nicht. Ein schöner Amberton, ein anständiger Schaum und eine feine Nase lassen Gutes ahnen, die 7.2 Vol% sorgen schnell für Stimmung. Der Geschmack: herzhaft, malzig, lecker. Hurra! Ein Bier! 7/10

Die Bio-Weisse (AT)
5.2 Vol%

In doppelter Hinsicht eine Spezialität: zum einen das einzige glutenfreie Weissbier, von dem ich bis jetzt Wind bekommen habe, zum anderen kommt es (anders als alle anderen hier getesteten Biere) nicht als Knirps-Portiönchen, sondern in einer anständigen Halbliterflasche. Leider glänzt die Weisse zwar mit einer schön goldenen Farbe (auch wenn sie nicht so ganz nach Weissbier aussieht), enttäuscht aber mit sehr fadenscheinigem Schaum und einem eher wässrigen Geschmack. Ausbaufähig … aber immerhin! 5/10

[1] => /cgi-bin/blog.cgi/action=view/id=0147df

 

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