Was ich weiss. Was mich ratlos macht
Sonntag, 2021-11-28 | 23:25:03 CET
Was ich inzwischen gelernt habe? Was eine effektive Reproduktionszahl ist. Ein PCR-Test, ein Spike-Protein. Wie Inzidenz definiert ist, oder 2G-, 2G Plus- oder 3G-Regeln. Was mRNA so etwa ist und wie mRNA-Impfstoffe so etwa wirken. Was FFP2-Masken sind und wie man sie benutzt. Wie unterschiedlich Desinfektionsmittel riechen und sich anfühlen können, und wie viel davon die Haut an meinen Händen verträgt, bis sie einen roten Ausschlag entwickelt (zunehmend mehr, der Körper gewöhnt sich). Ich weiss inzwischen auch Bescheid über die Mortalitätsrate und Übersterblichkeit. Über die Bedeutung von Aerosolen und den Wert eines guten Contact Tracings. Ich habe mir das Händewaschen nach dem Gang zum Briefkasten angewöhnt, und mich darauf eingestellt, den Weg zum Bahnhof zu Fuss zu gehen, statt den überfüllten Bus zu nutzen. Ich kann locker eine Handvoll Virusvarianten aufzählen. Alles Dinge, die ich eigentlich nicht können, nicht wissen wollte. Wissen, das man nicht brauchen dürfte.
Gleichzeitig gibt es Dinge, die mir noch immer nicht in den Kopf gehen. Warum sich Menschen nicht schützen wollen vor einer potentiell tödlichen Erkrankung, zum Beispiel, wenn dieser Schutz problemlos verfügbar und kostenlos zu haben ist. Muss man die Leute wirklich zu ihrem Glück zwingen? Oder warum so viele mit der Maske nur ihr Kinn bedecken. Sieht das cooler aus? Macht so viel Todesverachtung einen besonders guten Eindruck beim anderen Geschlecht? Ich verstehe auch nicht, wie man einen Impfstoff als etwas Unnatürliches ablehnen kann, zugleich aber in Kauf nimmt, dass man unter Umständen auf einer Intensivstation mit rund zwanzig höchst synthetischen und absolut nicht nebenwirkungsarmen Medikamenten vollgepumpt werden muss – über Wochen, vielleicht gar Monate. Von den Kandidaten, die es lieber auf eigene Faust mit Pferde-Entwurmungsmitteln versuchen wollen und sich so ihre Leber zerstören, ganz abgesehen.
Ich staune über den Fanatismus, den in diesen Fragen einige entwickeln. Die Paranoia. Darüber, wie sich manche in einem Freiheitskampf wähnen, dabei geht es ihnen offensichtlich nur um ihre persönliche Freiheit, ihr Leben ohne jede Rücksicht auf andere weiterzuleben … als gäbe es die Pandemie nicht. Verdrängung, Überforderung? Dummheit, Böswilligkeit? – Wenn es jemand als die grösste Zumutung seines Lebens empfindet, die halbe Stunde im Zug eine Gesichtsmaske zu tragen, was kann man dem noch sagen? Wie wird so jemand mit den ganz anderen Zumutungen fertig, die das Leben früher oder später auch für ihn bereithalten wird?
Am meisten staune ich, dass es eine egoistische, wissenschaftsfeindliche Minderheit und die Politik mit einem halben Jahr Untätigkeit und grenzenlosem Vertrauen ausschliesslich in das Prinzip Selbstverantwortung geschafft haben, dass wir jetzt wieder am selben Punkt stehen wie vor einem Jahr – nur schlimmer.
Du sprichst mir aus der Seele
von Schubsi - Dienstag, 2021-11-30 | 21:21:10 CET
Wie wahr, jedes einzelne Wort. Und es macht mich fassungslos, dass solche Menschen in Kauf nehmen, dass andere ihretwegen sterben. Hier im Großraum Nürnberg sind fast alle Intensivbetten belegt, und wenn durch Covid-19-Patienten, dann ungeimpft. Und akute Herzinfarkte fahren dafür dann von Fürth nach Dinkelsbühl … (es mag jeder selbst googeln, wie weit das ist). Ab hier ist dann der Punkt erreicht, wo ich kein Verständnis mehr habe …
In Zürich seit heute auch
von Jan - Mittwoch, 2021-12-01 | 23:02:03 CET
Kann gerade keine gute Quelle angeben, aber just heute ist auch hier die Meldung herumgegeistert – »alle Zürcher Kliniken voll belegt«. Selbst wenn das bei genauer Betrachtung nicht 100% korrekt sein mag, sind wir nicht mehr weit von einer Katastrophe entfernt.
Das alles wäre so derart vermeidbar gewesen … man könnte verzweifeln.


