Die zweite Welle
Sonntag, 2020-10-18 | 23:14:27 CET
Der Scheinfrieden, wenn auch einer mit Maske zumindest in Teilen des Alltags, unbehaglichen Gefühlen bei zu grosser Nähe zu Fremden und argwöhnischem Verfolgen der jeweils neuesten Infektionszahlen hier und anderswo, ist vorbei. Es herrscht wieder Alarmstufe rot, nachdem die Zahl der Ansteckungen in den letzten zwei Wochen auch in der Schweiz explodiert ist, nach diversen »Superspreader Events« (wie man sich an die neuen Vokabeln bereits gewöhnt hat!), darunter z.B. ausgerechnet einem Jodler-Treffen im Kanton Schwyz. Man könnte es nicht besser erfinden. – Es zeigt sich, dass jene, die eine zweite Welle für den Herbst vorausgesagt hatten, im Recht waren. Ebenso zeigt sich, ernüchternd: der vielgescholtene Bundesrat hatte die Lage nach seinem Eingreifen im März besser im Griff; kaum ist die Corona-Bekämpfung zurück in der Hand der Kantone, gerät die Situation prompt ausser Kontrolle. Wahr ist allerdings auch: die Menschen werden schlicht müde, haben es verständlicherweise satt und sehnen die vermeintliche Normalität herbei. Da wird man leicht nachlässig. Ebenso wahr ist, dass sich selbst ein wohlhabendes Land wie die Schweiz einen längeren (oder gar zweiten) Lockdown nicht leisten kann. So blieb nur der schwierige Eiertanz zwischen Risikovermeidung und möglichst grosser Schonung der Wirtschaft. Heute muss man sagen: hat nicht geklappt. Es ist deprimierend.


